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Whisky-Fan im Interview

Whisky-Fan im Interview

Geschätze Lesezeit: 8 Minuten
Nils Greese

Interview mit Stefan, Whisky-Sammler aus Berlin

Wir als Onlinehändler können uns glücklich schätzen einen großen Kundenkreis zu haben. Mit den Jahren fallen einige der Kunden durch ihre Kaufgewohnheiten auf und man lernt sich im besten Falle sogar persönlich kennen. Dabei haben sich einige Kunden über die Jahre auf ganz besondere Unikate spezialisiert. Einen dieser Spezialisten habe ich kennenlernen dürfen und den möchte ich euch heute vorstellen.

Einer unserer ganz besonderen Kunden ist der 50jährige Stefan aus der Nähe von Berlin. Stefan arbeitet als Arzt und seit 16 Jahren beschäftigt er sich mit schottischen Malt Whisky im Allgemeinen und mit Whisky´s längst geschlossener Brennereien im Speziellen. Mit Stefan sprach ich, um mehr über seine ungewöhnliche Leidenschaft zu erfahren.


Stefan, wie entstand Deine Leidenschaft zum schottischen Whisky?

Zum Whisky bin ich durch Probieren gekommen. Nachdem ich viele Jahre komplett abstinent vom Alkohol gelebt habe, kam mir mit etwa 34 Jahren die Idee, in die Welt des Alkohols einzusteigen und zu schauen, was mich dabei besonders anspricht. Und irgendwann kam ich dann fast zwangsläufig beim Whisky vorbei. Eine Spirituose, die ja einen gewissen Ruf als etwas Besonderes hat.

Und nachdem ich feststellte, dass verschiedene Whiskys sehr unterschiedliche Aromen hervorbringen und ich bei einem Tasting einen fassstarken 10jährigen Glendronach mit kompletter Sherryfassreifung probieren konnte, war es endgültig um mich geschehen und ich habe mich entschieden, zukünftig die Vielfalt der Whiskywelt zu erkunden.

Es ist dann natürlich klar, dass man schnell bei schottischem Whisky ankommt, denn dort gibt es ja aufgrund der Menge der Brennereien am meisten zu entdecken. Und ich bin noch immer dabei, ständig neue Sachen kennenzulernen, teilweise dann auch außerhalb Schottlands abgefüllt.

Wenn man regelmäßig Whisky genießt, will man irgendwann auch mehr über die Hintergründe erfahren - beispielsweise über dessen Herstellungsweise und die Geschichte der jeweiligen Brennereien. Das Interesse wurde dann bei mir auch auf die geschlossenen Brennereien und ihre Whiskys gelenkt, die teilweise ja einen exorbitanten Ruf in der Whiskywelt haben. Man denkt dann unwillkürlich gleich an Port Ellen, Brora, Rosebank und bedauert, dass es diese Whiskys auf dem Markt nicht mehr zu bezahlbaren Preisen gibt (auch wenn durch Wiedereröffnungen zumindest der Name in den nächsten Jahren sicherlich wieder häufiger zu hören sein wird).


Wie entstand die Idee, alte schottische Fassdeckel zu sammeln und wie verbindest Du damit Deine persönliche Whisky-Leidenschaft?

Eines Tages sah ich auf einer Whiskyauktionsplattform einen Whiskyfassdeckel der geschlossenen und kaum bekannten Brennerei Ben Wyvis - und dann auch noch aus meinem Geburtsjahr 1975. Und da ich sowieso gerade dabei war, unsere neue Küche ein wenig mit Whiskyutensilien wie Werbeschilder und Kühlschrankmagneten aufzuhübschen, ersteigerte ich den Fassdeckel und hängte ihn gleich mit auf.

Der Anblick gefiel mir so gut, dass ich mich dann aufmachte um zu schauen, ob man noch weitere, repräsentative Fassdeckel bekommen könnte und zwar möglichst seltene, von geschlossenen Destillerien. Und so landete ich über die Onlinerecherche schließlich bei Whiskyfässer.com aus meiner Heimat Mecklenburg-Vorpommern und von da an war das Ganze ein Selbstläufer. Zuerst kamen Fassdeckel an die Reihe, dann wollte ich meine eigene Fassbar und letztlich auch einen Couchtisch aus einem Whiskyfass.


Was macht einen alten Fassdeckel besonders – wie unterscheiden sich für Dich Fassdeckel von produzierenden und nicht produzierenden Brennereien?

Es sollten dabei jedoch immer Fässer bzw. Fassdeckel aus geschlossenen Brennereien sein, denn der Charme des unwiederbringlich Vergangenen, ein wenig auch die damit verbundene Melancholie haben mich sehr angesprochen. Ein Fassdeckel einer noch produzierenden Brennerei kann dabei nicht mithalten, denn die gibt es ja grundsätzlich in riesiger Zahl, es werden ständig neue produziert und ich verbinde damit einfach nicht die "gute alte Zeit", als Whisky noch nicht in solchen Massen wie heute hergestellt wurde und vielleicht auch die Aromen individueller gewesen sind. Wer heute einen bekannten Whisky wie z.B. Johnny Walker mit der gleichen Abfüllung aus den 60er oder 70er Jahren vergleicht, wird verstehen was ich meine.


Wie ist Deine Meinung zu ehemaligen "Lost Distillerys" wie Port Ellen oder Brora?

Klar freute ich mich besonders, einen Port Ellen und einen Brora zu erlangen, denn wie gesagt, diese beiden Brennereien haben in der Whiskywelt einen ganz besonderen Namen. Ich durfte inzwischen auch schon ein paar Abfüllungen verkosten und es waren ein paar echte geschmackliche Perlen darunter.

Nicht umsonst versucht ja der jeweilige Besitzer der Markenrechte, aus den großen Namen heute wieder Kapital schlagen zu können. Nach mehr als 30 Jahren wurden ja nun Brora und Port Ellen wieder eröffnet bzw. gleich ganz neu gebaut.

Ob die daraus entstehenden Tropfen es jedoch mit den grandiosen Whiskys von früher aufnehmen können, wage ich ganz stark zu bezweifeln. Allein schon die fehlende lange Reifung wird ihren Teil dazu beitragen, dass man sich nicht wird messen können mit beispielsweise einem 34jährigen Brora.

Ich stehe der Idee der Neueröffnung jedenfalls sehr kritisch gegenüber und hätte mir gewünscht, dass man darauf verzichtet. Aus meiner Sicht kann der Mythos von Port Ellen, Brora oder auch Rosebank durch solche Aktivitäten nur Schaden nehmen.


Zu welchem deiner Fassdeckel hast Du die größte Beziehung, weil er eine besondere Geschichte oder Symbolkraft hat?

Für mich persönlich ist immer noch der Fassdeckel von Ben Wyvis aus 1975 am bedeutendsten. Das Geburtsjahr und die Tatsache, dass es mein erster war, hatte ich schon erwähnt, aber Ben Wyvis ist auch so extrem selten (es wurde nur wenige Jahre überhaupt produziert), dass die meisten Whiskytrinker noch nie von dieser Destillerie gehört haben, geschweige denn, einen Whisky davon im Glas hatten. Mir hingegen war das schon vergönnt und zudem stehen noch zwei der wenigen überhaupt auf dem Weltmarkt verfügbaren Flaschen in meinem Keller.

Also, immer wenn ich in meiner Küche sitze, schaue ich auf diesen Deckel und freue mich darüber, etwas so seltenes, nämlich Deckel UND Flaschen zu besitzen.


Für welche Brennerei interessierst Du dich ganz besonders und gibt es Flaschen oder Abfüllungen zu Deinen Fassdeckeln?

Ich könnte jetzt keine Brennerei benennen, für die ich mich besonders, also mehr als für andere, interessiere. Gut, ganz so kann man es dann doch nicht sagen, denn es gibt ein paar Brennereien, die mich mit ihren Abfüllungen immer wieder überzeugt haben. Von den noch heutzutage produzierenden sind das wohl in erster Linie Glenfarclas und Glendronach. Von erstgenannter hatte ich einige wahrhaft grandiose alte Whiskies im Glas - gebrannt in den 50er und 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts und von letzterer neben meinem oben erwähnten "Erweckungswhisky" des 10jährigen noch einige weitere, denkwürdige Sherryfassabfüllungen im Glas. Leider gilt für beide Destillerien, dass die Qualität zumindest aus meiner Sicht in den letzten Jahren nachgelassen hat bzw. auch, dass die Preise inzwischen schwindelerregende, unanständige Höhen erreichen.

Es wäre noch die vor Jahren zerstörte Brennerei Littlemill zu nennen. Von allen Geschlossenen hatte ich von denen die höchste Zahl an Whiskies im Glas - bedingt durch den wirklich leckeren Geschmack und meiner dadurch noch forcierten Suche nach verfügbaren Abfüllungen. Bei Littlemill bedauere ich am meisten, dass es sie nicht mehr gibt. Dementsprechend bin ich froh, sogar zwei Fassdeckel von ihnen aufgehängt zu haben und mich dadurch immer wieder an die schönen Whiskies von Littlemill erinnern zu lassen.


Auch wir im Whiskyfässer Team freuen uns immer wieder, wenn wir eines dieser oftmals sehr alten Schmuckstücke in den Händen halten dürfen, denn sie umgibt ein Hauch von längst hinter uns liegender Tradition. Besonders die kleinen wie Littlemill, Convalmore, Caperdonich, Glenugie, Glenury Royal, Glenesk oder Lithlingow sind uns ans Herz gewachsen, da von diesen niemals wieder ein Fass befüllt werden wird.

Etwas anders sieht es bei den Großen aus. Sei es Rosebank, Brora oder Port Ellen. Da alle drei wiedereröffnet wurden, wird es von diesen auch wieder Fässer und Fassdeckel geben, aber mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit eben keine aufwendig beschrifteten Fassdeckel. Und das haben alle diese alten Fassdeckel gemeinsam – einen aufwendig hergestellten Fassaufdruck mit Brennereiname, Eigentümerfirma, Jahr der Abfüllung, Fassnummer und Volumenmenge in Liter oder britischen Gallonen.

Das Allerbeste ist aber, dass wir von all diesen Legenden Fassdeckel oder sogar Fässer im Angebot haben.
Schaut mal rein im Whiskyfässer 
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Euer Nils Greese