Mein Erlebnis beim Kauf schottischer Whiskyfässer
Es war ein grauer Vormittag, als die Silhouette von Newcastle am Horizont auftauchte. Nach der obligatorischen Passkontrolle ging es für meine beiden Begleiter, Thomas aus Braunschweig und Andre aus Berlin, Richtung Westen – und dann auf der Autobahn Richtung Norden nach Glasgow. Unser Ziel: Die renommierte Fishers Cooperage, ein echter Geheimtipp für alle, die ein echtes schottisches Whiskyfass kaufen möchten.
Als wir gegen 10 Uhr an unserem Ziel, der Fishers Cooperage, eintrafen, trauten wir unseren Augen nicht. Die Straße vor der Cooperage war von Straßenbauarbeitern im Bereich unseres Zielortes komplett aufgerissen und die Tore der Cooperage waren verriegelt und verrammelt. Niemand der Angestellten war in Sicht. Wir umrundeten das Gebäude und die Fasslager – Whiskyfässer, soweit das Auge reicht – erreichten aber auch telefonisch niemanden. Zumindest ich fühlte mich wie in einem falschen Film. Ich hatte unseren Termin vorher per E-Mail abgesprochen und war somit angemeldet. Wir hatten einen Termin und einen leeren Transporter – und niemand wartete auf uns. Frust pur für jeden, der hochwertige Whiskyfässer aus Schottland sucht!
Was sollten wir nun machen? Tun, Mash Tun, Brennerei – woher bekommen wir nun Fässer her? Von einer Brennerei, die welche hat, vielleicht. Genau das ist im Land der Whiskyfässer das Problem: Nur Brennereien, die selbst abfüllen, haben auch leere Fässer. Und von diesen Brennereien gibt es in Schottland nur eine Handvoll. Glenfiddich, Bruichladdich und Springbank sind einige der wenigen Brennereien, die eigene Abfüllanlagen haben und bei denen man originale Whiskyfässer kaufen kann.
Glücklicherweise war ich einige Monate zuvor bei Springbank und hatte dort bereits ein Gespräch über den Kauf von Fässern geführt. Also: Springbank könnte unsere Rettung sein, um nicht mit leeren Händen oder mit einem leeren Transporter nach Hause zu kommen. Zwar sind es bis zu den Springbank Distillers von Glasgow nur 102 Kilometer Luftlinie, aber mit dem Auto eben 222 Kilometer. Jeder, der diese Strecke gefahren ist, kennt die langwierige Reise entlang des Loch Lomond, durch Lochgilphead und auf die Halbinsel Kintyre – ein echtes Abenteuer für Whiskyfans, die auf der Suche nach exklusiven Whiskyfässern aus Schottland sind.
Zwar wäre es per deutscher Autobahn deutlich einfacher und schneller, aber dann würde dem Schottlandbesucher die ursprüngliche Natur entgehen – und einmalige Erlebnisse auf den in Schottland verhältnismäßig oft vorkommenden Single Road Tracks. Zum Beispiel, wenn sich Festlandeuropäer und Schotten Auto an Auto oder Auge in Auge gegenüberstehen.