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Glengoyne´s Fässer

Glengoyne´s Fässer

Geschätze Lesezeit: 7 Minuten
Nils Greese

Die Fassvielfalt bei Glengoyne: Von Bourbon bis Bordeaux

Im heutigen Artikel stelle ich die Fassvielfalt vor, mit der Ian MacLeod Distillers – die hinter den Marken Tamdhu, Glengoyne und Rosebank stehen – seinen Whisky reifen lässt. Das Familienunternehmen wurde 1833 von Leonhard Russell gegründet, hat seinen Stammsitz in Boxburn bei Edinburgh und wird noch immer von den Nachfahren des Gründers geführt.

Meine erste Begegnung mit der Glengoyne Distillery datiert auf das Jahr 2000; seitdem zählt sie zu meinen Lieblingsbrennereien. Das liegt einerseits an ihrer Lage nahe Glasgow und der malerischen liebevoll gebauten Brennerei selbst, vor allem aber an der geschmacklichen Qualität ihres Whiskys.

In unserem Shop finden Sie regelmäßig Fässer und Fassdeckel von Glengoyne oder Tamdhu – seltener auch Fässer oder Fassdeckel von Rosebank. Meist handelt es sich um Barrels, Ex-Bourbon-Hogsheads oder „seasoned“ Sherry-Hogsheads. Doch hin und wieder erhalten wir echte Raritäten: seltene Weinfässer der drei Flaggschiffe. Besonders spannend wären Glengoyne-Weinfässer aus den 1990er-Jahren, denn damals nutzte man hervorragende Bourgogne-, Bordeaux- oder Sauternes-Fässer zur Nachreifung. Später jedoch gewann das Ex-Bourbon-Barrel an Bedeutung und verdrängte die Weinfässer. Wie Ian MacLeod-Botschafter Gordon Dallas berichtet, waren Bourbon-Fässer bei Glengoyne unterrepräsentiert und spielten bei Glengoyne erst mit der neuen 12-jährigen Abfüllung von 2009 eine tragende Rolle.

Die ersten nennenswerte Weinfass-Experimente starteten 1990 mit Burgunder-Fässern. Diese wurden dann 2008 mit 18 Jahren als Burgundy Cask Finish abgefüllt. Dazu gab es noch eine Sauternes-Single-Cask Abfüllung die dann 21 Jahre später in die Flasche kam.

1991 folgten einige Bordeaux-Claret-Fässer und ein Fass mit einer Pinot Noir Reifung. Die 3 Claret-Finishes kamen als 13- und 14-jährige Single Cask Abfüllungen auf den Markt und die Pinot Noir Abfüllung reifte 19 Jahr im Fass.

1992 kam eine Ex-Shiraz-Finish Abfüllung hinzu. Ein 16jähriger mit 3800 Flaschen Gesamtmenge.

1993 wurde kein einziges klassisches Weinfass gefüllt. Ab 1994 ging es weiter mit 4 Claret-Single-Cask’s und 2 verschiedene Muscatella-Finish SC sowie einer 14-jährigen Abfüllung aus einem ehemaligen Cornalin Fass welches wahrscheinlich aus dem Schweizer Wallis stammte. 1995 ruhte die Weinfass-Serie erneut. 1996 glänzten die Brennblasen mit einem Tokajer-Finishes und zwei Blaufränkisch-Fässern. Dazu kamen im selben Jahr 4 Abfüllungen mit einem La Nerthe Finish, wobei diese besondere Aufmerksamkeit erreichte, denn dieser Single Cask entstammten Fässern aus einem der ältesten und größten Weingüter, dem Weingut Chateau La Nerthe. Mittlerweile ist la Nerthe eines der größten und traditionsreichsten Weingüter in der Gemeinde Châteauneuf-du-Pape.

Des Weiteren glänzte im selben Jahr eine Small Batch Abfüllung von Cadenhead. 510 Flaschen gab eine Kombination aus einem Bourbon Hogshead und einem Chateau Lafite Fass. Die Spitzenposition unter den Weinfass-Abfüllungen könnte jedoch der 1996er Single Cask aus einem Château Lafitte Fass einnehmen – ein für Bordeaux typisches Blend aus Merlot und Cabernet Sauvignon im Verhältnis 4:1.

1997 entstand in einigen Château Palmer Fässern ein ganz puristischer Tropfen: mein persönlicher Favorit für laue Sommerabende und ausgedehnte Gespräche. Dabei bleibt zu erwähnen, dass dieser Whisky ein Jahrgangswhisky ist und es von dieser Abfüllung sage und schreibe 2600 Flaschen gegeben hat. 1998 und 1999 wurden mit hoher Wahrscheinlichkeit keine Weinfässer abgefüllt ……

Trotz ihrer faszinierenden Aromen bleiben Weinfass-Abfüllungen insbesondere bei Glengoyne eher Nischenprodukte im Vergleich zu Oloroso- oder Pedro Ximénez-Sherry Fässern. Das hat vielleicht damit zu tun, dass Wein-Fassnoten Geruch, Farbe und Geschmack weniger stark beeinflussen oder schlicht weniger im Trend liegen. Dabei sind Weinfässer in ganz Europa ausreichend verfügbar – teilweise sogar aus Osteuropa. Interessant bleibt, ob manche dieser Burgunder- oder Claret-Fässer mehrfach befüllt wurden. Eines teilen sie jedoch alle: Sie sind klassische Barriques mit 225 Litern Inhalt, dem Standardmaß der Fassgereiften Weine und bewegen sich somit größenmäßig zwischen dem Barrel und dem Hogshead.